Franz Spirago: Katholischer Volks-Katechismus

3) Die Verkündung der Offenbarung

1) Damit die geoffenbarten Wahrheiten allen Völkern der Erde bekannt werden, sandte Christus die Apostel in die Welt.

Christus sprach nämlich bei seiner Himmelfahrt zu den hl. Aposteln: »Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes (…). Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt« (Matth. 28, 18 ff.). Deshalb haben sich die Apostel und ihre Nachfolger von keiner weltlichen Obrigkeit verbieten lassen, das Evangelium zu verkünden. Als z.B. der Hohe Rat den Aposteln das Predigen untersagte, erklärten Petrus und die anderen rundweg: »Man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen« (Apg. 5, 29). – Weil die Kirche die von Gott geoffenbarten Wahrheiten allen Völkern der Erde zu verkünden hat, so führt sie mit Recht den Namen »katholische« Kirche, d.h. Weltkirche, und sendet stetig Missionare zu den Heiden.

2) Die Vorsteher der katholischen Kirche verkünden den Völkern die geoffenbarten Wahrheiten mittelst des lebendigen Wortes.

Während unsere Kirche mittels der Predigt das Wort Gottes (die Offenbarungswahrheiten) verkündet, so verbreiten z.B. die Mohammedaner ihren Glauben mit Feuer und Schwert, die Protestanten mittels der Bibel.

Es sind jene im Irrtum, die meinen, die Hl. Schrift allein sei zu diesem Zwecke da, allen Völkern der Erde die geoffenbarten Wahrheiten mitzuteilen.

Es war der Wille Gottes, daß die Menschen mittels der Predigt und keineswegs, wie die Protestanten meinen, nur mittels der Schrift die geoffenbarten Lehren erfahren und so zum Glauben an Gott gelangen. Denn 1) Christus selbst hat nur gepredigt und nichts geschrieben. 2) Zu den Aposteln sprach er: »Gehet hin und lehret alle Völker« (Matth. 28, 19), nicht aber: »Schreibet allen Völkern«. Daher haben die Apostel mit Ausnahme von wenigen nicht etwa Bücher geschrieben, sondern nur gepredigt. »Die Bücher der Gläubigen waren die Apostel selbst« (hl. Augustinus). 3) Der hl. Paulus sagt: »Der Glaube kommt vom Hören« (Röm. 10.17), also nicht vom Lesen allein. 4) Die Belehrung mittels des lebendigen Wortes entspricht ganz den Bedürfnissen des Menschen; ein jeder will lieber belehrt sein, als sich durch Nachlesen und Studieren die Sache selbst aufsuchen. 5) Wäre die Schrift das alleinige Mittel, wodurch wir zur Erkenntnis der geoffenbarten Wahrheiten gelangen, so hätten einerseits in der Zeit, wo die Hl. Schrift noch nicht bestand (in den 2.500 Jahren vor Moses und dann wieder in der Zeit vor der Abfassung der Evangelien) die Menschen nicht zur Erkenntnis der geoffenbarten Wahrheiten gelangen können (trotz aller Predigt Christi und der Apostel); andererseits könnten auch heutzutage jene Menschen nicht dazu gelangen, die nicht gut lesen oder sich wegen ihrer Armut keine Bibel verschaffen können, oder nicht die nötigen Kenntnisse haben, um die teilweise schwer verständliche Bibel gut aufzufassen. Und doch will Gott, daß alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen (1 Tim. 2, 4). – Die Hl. Schrift würde in unseren Augen an Wert verlieren, wenn uns nicht die Kirche mittelst des lebendigen Wortes bestätigen würde, daß sie tatsächlich göttlichen Ursprungs und ganz unverändert ist. Der hl. Augustin sagt: »Ich würde dem Evangelium nicht glauben, wenn mich nicht hiezu das Ansehen der Kirche bewegen würde.«

3) Eine solche Lehre, von der die katholische Kirche feierlich erklärt hat, daß sie von Gott geoffenbart ist, heißt Glaubenssatz oder Dogma.

Sowohl allgemeine Konzilien (die versammelten Bischöfe der ganzen Kirche), als auch der Papst allein, sind berechtigt, feierlich zu erklären, daß eine Wahrheit von Gott geoffenbart ist. So stellte das Konzil von Nicäa (325) die Gottheit Christi als Glaubenssatz auf, desgleichen Papst Pius IX. im Jahre 1854 die unbefleckte Empfängnis der Mutter Gottes. Dadurch wurde aber keine neue Lehre gemacht, sondern es wurde nur erklärt, daß jene Wahrheit wirklich von Gott geoffenbart und seit jeher von der katholischen Kirche gelehrt und geglaubt worden ist. Ebensowenig wie das Kind, wenn es in seiner religiösen Erkenntnis fortschreitet, den Glauben verändert, ebenso nimmt die Gemeinschaft der Christgläubigen, die Kirche, neue Lehren an, wenn sie beim Auftauchen von Irrlehren gewisse Religionswahrheiten nach sorgfältiger Prüfung klar vorstellt und deren Annahme allen zur Pflicht macht. – Wer sagt, die Dogmen seien veraltet, bedenke, daß sich die Wahrheit nicht ändern läßt. Wie sich der Satz: 2 mal 2 = 4 nicht verbessern läßt, so können auch die religiösen Wahrheiten, die Dogmen, nicht geändert werden. – Die Freidenker behaupten, das Dogma hindere im freien Denken. Doch wie das Geländer am Abgrund uns nicht im Gehen hindert, sondern uns nur vor dem Absturz schützt, so hindert uns das Dogma nicht im Denken, sondern bewahrt uns nur vor Fehltritten. Das Dogma ist wie ein Leuchtturm am Meer, der den Schiffer nicht am freien Fahren hindert, sondern ihm nur den richtigen Weg in den Hafen zeigt und ihn vor den gefährlichen Klippen schützt. Die Dogmen hindern die Männer der Wissenschaft schon deswegen gar nicht im freien Denken, weil die Dogmen nicht die Wissenschaft als solche, sondern nur das Seelenheil zum Ziele haben. Sinnreich ist die Aufschrift auf der Universität in Upsala: »Frei denken ist schön, richtig denken ist besser.«

4) Jene Menschen, die den von Gott geoffenbarten Wahrheiten widersprechende Lehren verkünden, nennt Christus falsche Propheten (Matth. 24, 5 u. 11).

Es gibt drei Arten solcher Propheten: 1) Falsche Propheten, die im Namen Christi kommen, als wären sie von Christo gesandt. Solche waren die Irrlehrer, wie Arius, Luther u.a. 2) Solche, die nicht im Namen Christi auftreten, sondern nur ihre eigenen Ansichten an die Stelle der Heilslehre Christi und der Offenbarung zu setzen suchen. Zu diesen Männern gehören die verschiedenen christentumsfeindlichen Philosophen, wie z.B. Voltaire, Rousseau u. a. 3) Falsche Propheten, die sich für Christus ausgeben, also falsche Christus, welche große Zeichen und Wunder tun und viele verführen (Siehe Matth. 24, 24). Diese Art der Propheten wird am Ende der Welt auftreten. Durch die falschen Propheten versucht der Satan das Reich Christi auf Erden zu zertrümmern.

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